Wie funktioniert TCM?

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist über 5000 Jahre alt. Damals lebten die Menschen sehr viel näher an der Natur und viel stärker mit dem Rhythmus der Natur verbunden.

Es gab keinen elektrischen Strom, was bedeutet, dass man zum Sonnenaufgang aufwacht, viel draußen arbeitet und dann zum Sonnenuntergang wieder heimkehrt. Es gab kein künstliches Licht und keine Klimaanlagen. Man lebte mit der Natur, wie sie ist. Die Menschen aßen, was in ihrer Umgebung zur jeweiligen Jahreszeit wuchs. Es gab keine Chemikalien und künstliche Konservierungsstoffe in der Nahrung. Der Rhythmus des Lebens war langsamer und korrelierte mit dem der Erde.

Unter diesen Bedingungen waren manche Menschen besser in der Lage, den Fluss der Lebensenergie im Körper zu spüren. Sie sahen auch die Verbundenheit zwischen dem Menschen, der Erde unten und dem Himmel darüber. Die Einflüsse der materiellen Aspekte des Lebens - ERDE und der mehr a-morphe, spirituelle Aspekt des Lebens - HIMMEL auf den menschlichen Körper konnten von guten Heilern und Ärzten deutlich erkannt werden.

Sie spürten auch die Energiebahnen im Körper. Gewisse Bahnen waren verbunden mit gewissen Körperorganen und beeinflussen diese. Diese Bahnen wurden später Meridiane genannt. Auf den Bahnen spürten sie bestimmte Punkte, die Akupunkturpunkte.

Es wurde langsam klarer wie man diese Punkte auf unterschiedliche Weise aktivieren und manipulieren kann, und welche Wirkungen dies auf den Körper hat. Zum Beispiel gilt Schmerz als eine Stagnation des Qi (Lebensenergie) und bedeutet, dass es in einer bestimmten Energiebahn eine Blockade gibt. Um Schmerzen zu lösen muss man diese Blockade öffnen und den freien Fluss der Energie ermöglichen. Wenn dies nicht erfolgt dann werden die Schmerzen stärker. Energie die über einen langen Zeitraum blockiert wird, führt auch zu einem gewissen Grad an Stagnation im Blutfluss. Diese Stagnation lässt den Schmerz noch stärker und schärfer werden.

Nach der Auflösung von akuten Schmerzen ist es immer wichtig deren Ursprung zu finden und die zu Grunde liegende Stagnation des Energieflusses aufzulösen. Möglicherweise ist das Organ, mit dem die blockierte Energiebahn in Verbindung steht, gestört oder ein weiteres Organ, welches sich auf ersteres auswirkt.

Im Mittelpunkt steht die Person, nicht die Symptome

Die Chinesische Medizin verlangt komplexes Denken auf verschiedenen Ebenen und ist als solche anspruchsvoller als die Schulmedizin, welcher meist lineare Ursache-Wirkung Beziehungen zu Grunde liegen.

In der chinesischen Medizin haben wir eine Vielzahl von Modellen, die wir verwenden können um eine Behandlung vorzubereiten.

Diese Modelle sollen nicht getrennt verwendet, sondern vielmehr miteinander kombiniert werden. Das ist für den modernen Menschen eine große Herausforderung.

Wir müssen die verschiedenen Modelle in der Tiefe verstehen und lernen, wie man sie kombinieren kann um eine Person zu behandeln. Die komplexen Umstände zu verstehen, die bei dieser spezifischen Person die spezifische Pathologie hervorbringt, ist der entscheidende Punkt für den Behandlungserfolg und die größte Herausforderung für den Therapeuten.

So kann die Behandlung einer Person mit Rückenschmerzen ganz anders sein als die Behandlung einer anderen Person mit ähnlichen Rückenschmerzen. Es ist personenbezogene Medizin. Wir behandeln nicht Symptome, sondern die Person.

Denkmodelle in der TCM

Die Modelle der TCM sind faszinierend und haben eine einzigartige Weise der Evolution.
Sie alle beginnen mit dem Einen DAO in dem alles enthalten ist. Das DAO ist ewig unveränderlich und gleichzeitig ständig im Wechsel.

Dann haben wir das duale Modell des YIN und YANG, welche die Dualität des Lebens darstellen und wörtlich „die dunkle Seite des Hügels“ bzw. „die helle Seite des Hügels“ bedeuten. Sie beziehen sich auf alle Paare von Dualität wie: Frau Mann, Nacht Tag, Winter Sommer, Stille Bewegung, festes Material Gas etc.

Das 3er Modell ist das Modell HIMMEL, MENSCH, ERDE. Dieses Modell beobachtet die Einflüsse des Himmels oder des Geistes auf den Menschen so wie die Einflüsse der Erde, welche für die materiellen Aspekte des Menschen stehen, wie z.B. der Körper selbst mit seiner Konstitution, die Ernährung und die Umwelt, in der er lebt.

Das 4er Modell spricht über die 4 Niveaus von Energie und Materie im Körper:
- Wei Qi oder die Abwehrebene
- Qi-Ebene
- Ying oder Ernährungsebene
- Xue oder Blutebene

Wir versuchen herauszufinden in welcher Ebene die Pathologie liegt und behandeln die Person entsprechend.

Das 5er Modell ist das der 5 Phasen oder besser bekannt als die 5 Elemente - Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall. Diese 5 Phasen haben unterschiedliche Beziehungen zueinander und führen in ausgeglichenem Zustand zu Gesundheit und im unausgeglichenen zu Krankheit.

Das 6-System-Modell ist eine weitere Darstellungsweise die beschreibt wie sich die Organe und Energiebahnen zueinander verhalten und wie sie sich gegenseitig aus dem Gleichgewicht bringen können und dadurch zu Krankheit führen.

Das 7-Emotionen-Modell ist sehr interessant da es zeigt, wie die Chinesen früher erkennen konnten, wie Gefühle und Emotionen eine innere Ursache für Krankheit sein können. Starke Trauer, große Wut und Frustration, große Angst, übertriebene Sorgen und sogar übermütige Freude (Manie) sind Emotionen, die unseren Organismus aus dem Gleichgewicht bringen können und damit krank machen.

Der TCM Therapeut  steht vor der großen Herausforderung, gleichzeitig mit diesen Modellen zu arbeiten, um die richtige Diagnose zu stellen. Danach muss er das Modell auszuwählen, welches sich am besten für die Behandlung eignet.

Das Studium der TCM erfordert Tiefe und Ausdauer. Es reicht nicht aus nur zu lernen wo die Akupunkturpunkte sind und dort dann Nadeln zu setzen.

Altes Wissen –
Wertvolles Wissen

Die TCM in ihrer Tiefe zu studieren ist faszinierend und sehr wichtig. Innerhalb der TCM Gemeinde wird ein Therapeut für besser erachtet, wenn er sich mit seinem Therapieansatz, seinem Verständnis und seinen Techniken näher an den alten Lehrmeistern und deren Methoden orientiert.

Das steht im Gegensatz zur westlichen Schulmedizin, welche zwar eine lebensrettende und lebensverbessernde doch auch eine sehr junge Medizin ist. Wenn ein Arzt daran denkt, wie eine bestimmte Pathologie vor 20 Jahren behandelt wurde, so ist er froh, dass wir nicht mehr an der gleichen Stelle wie damals sind, weil die Medizin noch so wenig entwickelt war.

Integrativer –
Ansatz

Die westliche Schulmedizin ist wertvoll und rettet und verbessert das Leben vieler Menschen. Der Begriff der integrativen Medizin steht für die Zusammenarbeit zwischen TCM und Schulmedizin. Die Schulmedizin hat hochentwickelte Werkzeuge für die Diagnose und Behandlung. Manche davon lassen sich heutzutage durch keine andere Form der Medizin ersetzen.

Aber immer wieder begegnen wir gewissen Bedingungen, bei denen die westliche Schulmedizin an ihre Grenzen stößt, oder bei denen statt die Wurzel des Problems zu behandeln lediglich die Symptome erleichtert werden. In solchen Fällen kann bei einigen Pathologien die Ergänzung durch TCM (v.a. Akupunktur und Kräuter) eine Besserung bringen.

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